Von den Anfängen bis heute
Der Berliner Mädchenchor wurde 1986 im Rahmen der kirchenmusikalischen Arbeit an der ev. Lindenkirche vom damaligen Kantor Gerhard Oppelt gegründet. Auslöser war die Geburt seiner zweiten Tochter im selben Jahr. Ziel war es, dass auch Mädchen „eine solide musikalische Grundausbildung bekommen“, die bis dahin bis auf wenige Ausnahmen nur Jungs in Knabenchören geboten wurde. Angeregt durch den Mädchenchor Hannover (gegr. 1952), wollte Oppelt in West-Berlin ebenfalls eine Chorschule für Mädchen aufbauen. Da dieses Unterfangen für eine einzelne Kirchengemeinde kaum zu bewältigen war, suchte er bald schon die Zusammenarbeit mit der Musikschule Wilmersdorf unter dem damaligen Leiter Christian Höppner. Zusätzlich zum Konzertchor der Gemeinde (Ltg. Gerhard Oppelt) wurde ein Nachwuchschor für 6- bis 10-jährige Mädchen ins Leben gerufen. Die Leitung übernahm die Schulmusikerin Karin Drewes, ebenfalls Gemeindemitglied, honoriert wurde sie von der Musikschule. Zur ersten Aufnahmeprüfung im Juni 1987 kamen 28 kleine Sängerinnen.
Zunächst bestand die Chorschule aus zwei Chören, 1993 waren es schon drei. Gesungen wurde in Gottesdiensten. Der Konzertchor sang darüber hinaus in Konzerten mit der Kantorei der Lindenkirche (u. a. „Messe h-moll“ von J. S. Bach, „Weihnachtsoratorium“ von J. S. Bach, „War Requiem“ von B. Britten). Mit letzterem gastierte man 1992 auch in Moskau und St. Petersburg. 1995 trat der Konzertchor gemeinsam mit der Kantorei der Lindenkirche zum ersten Mal im Kammermusiksaal der Philharmonie auf. Gegeben wurde das Oratorium „Saul“ von G. F. Händel.
Im Jahr 1998 übernahm die freischaffende Komponistin, Dirigentin und Musikpädagogin Sabine Wüsthoff die Leitung des Berliner Mädchenchores und erweiterte sein Profil. Maßgeblich ihrer musikalisch-künstlerischen Arbeit und ihres großen Engagements verdankt der Berliner Mädchenchor heute seinen guten Ruf. Um dem Chor Probenfahrten, internationale Jugendbegegnungen, Auslandskonzertreisen, außergewöhnliche Projekte und Wettbewerbsteilnahmen zu ermöglichen, gründeten Eltern damaliger Chormädchen 1999 die Gesellschaft zur Förderung des Berliner Mädchenchores e. V.
Mit der Fusion der Berliner Bezirke 2001 fand der Berliner Mädchenchor Einzug in die neu entstandene Musikschule City West. Deren Engagement beschränkte sich weiterhin auf die Honorierung der Lehrkräfte. Die Gesellschaft schulterte die übrige Finanzierung (von der Raummiete bis zur Förderung von Konzertreisen) und erbrachte bis 2023 alle organisatorischen und administrativen Leistungen, die notwendig sind, um den Chorschulbetrieb aufrecht zu erhalten.
Die Chorschule entwickelte sich unter der Leitung von Sabine Wüsthoff kontinuierlich. Im April 2000 bestand sie aus drei Gruppen mit insg. 43 Mädchen. Am 30. Mai 2023 waren es 229 Sängerinnen. Innerhalb von 23 Jahren ist der Berliner Mädchenchor also um das 5-fache gewachsen und hat auch die Coronazeit erfolgreich überstanden. Noch im Februar 2024 verzeichnete man 215 aktive Sängerinnen, seitdem nimmt die Zahl ab.
Heute besteht der Berliner Mädchenchor aus fünf aufeinander aufbauenden Klassen: Vorchor, Aufbauchor, Kleiner Konzertchor, Konzertchor und Vokalconsort für ehemalige Sängerinnen des Konzertchores und junge Frauen mit einschlägigen Chorerfahrungen.
Im September 2023 übergab Sabine Wüsthoff nach 25 Jahren die Chorschulleitung an Patrizia von Palubitzki.
Der Berliner Mädchenchor ist vielfach preisgekrönt. Zuletzt erreichte der Konzertchor einen zweiten Preis beim Deutschen Chorwettbewerb 2014 in Weimar und das Vokalconsort einen dritten Preis beim Deutschen Chorwettbewerb 2023 in Hannover. 2021 wurde das Projekt STIMMENÜBERLEBEN mit dem OPUS KLASSIK ausgezeichnet. Für seine zu diesem Zeitpunkt vorbildliche Nachwuchsarbeit erhielten der Aufbauchor und der Kleine Konzertchor den Kinderchorlandpreis der Deutschen Chorjugend.
Der Berliner Mädchenchor pflegt Kontakte zu anderen Mädchenchören im In- und Ausland. Konzertreisen und internationale Wettbewerbe führten ihn bisher nach Belgien, China, Dänemark, Polen, Israel, Italien, Japan, Lettland, Litauen, Russland, Schweden und Zypern.
Der Berliner Mädchenchor war schon in der Philharmonie, dem Kammermusiksaal, dem Konzerthaus, der Waldbühne, dem großen Sendesaal des rbb, dem Radialsystem V, dem Konzertsaal der UdK, dem FEZ, dem Atze-Musiktheater und anderen Berliner Konzertstätten zu hören, wie auch in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, der Marienkirche, dem Berliner Dom, der Parochialkirche, der Elisabethkirche u. a. m. Er tritt außerdem in sozialen Einrichtungen, bei Kongressen, Festen und ähnlichen Veranstaltungen auf.
Seiner Herkunft und Zugehörigkeit verpflichtet, beteiligte sich der Berliner Mädchenchor bis zum Sommer 2024 auch regelmäßig an Gottesdiensten und Veranstaltungen der Lindenkirchengemeinde, gab mehrmals im Jahr eigene Konzerte und kooperierte im Rahmen der kirchenmusikalischen Arbeit vor allem mit der Berliner Kantorei. Er wirkte an Projekten großer Berliner Chöre und bekannter Orchester mit, hat zahlreiche Tonaufnahmen gemacht, war gelegentlich schon im Fernsehen zu sehen und im Radio zu hören. In welchem Umfang die Aktivitäten in Zukunft weitergeführt werden, ist derzeit ungewiss.
Der unverwechselbare Klang und die wirkungsvolle Bühnenpräsenz hatten den Berliner Mädchenchor im Laufe von fast 40 Jahren über die Grenzen des Bezirks und der Stadt hinaus auch national und international bekannt gemacht.
Der Berliner Mädchenchor ist durch die Gesellschaft zur Förderung des Berliner Mädchenchores e. V. Mitglied im